Die 37 Stellungen des Yang Cheng Fu

Glossareintrag: Die 37 Stellungen (Yang Cheng Fu)

Die (offizielle !) →Form der Vertreter des „authentischen →Yang-Stils“ wurde vom bekanntesten Mitglied dieser Familie Yang Cheng Fu (*1883 – †1936), festgelegt.

Anmerkung:
„Yang“ bezeichnet den Familiennamen. In China wird der Familienname immer vor dem Vornamen geführt (d.h: Der Vorname lautet in diesem Falle: „Chen-Fu“).
Wichtig auch: Der Familienname und damit auch die Bezeichnung der von der Familie und deren Vertretern verbreiteten Form(en) – Yang-Form oder Yang-Stil – muß von der gleichlautenden „Eigenschaftsbezeichnung“ mit dem Namen „→yang“ streng unterschieden werden, da etwas völlig anderes damit gemeint ist!

Jene Tai Chi – Form besteht aus 37 verschiedenen (jedenfalls dort – von Yang Cheng Fu – genannten) Stellungen oder Figuren, die alle aufrecht, mit den Füßen auf dem Boden und offenen Augen ausgeführt werden. Die Stellungen, oder auch Figuren, sind jedoch keinesfalls statisch zu verstehen, sondern sind eigentlich Bewegungen (im Grunde: des gesamten Körpers!), welche fließend miteinander verbunden sind und ineinander übergehen. Diese bezeichnen daher vielmehr „Abschnitte“ innerhalb des kompletten Bewegungsablaufes dieser Form.

Einerseits ist hierin die Intention festzustellen, dass die Idee der ständigen Wandlung deutlich erkennbar sein soll, sowie gleichzeitig festgelegte Stellungen (Figuren) genau nachvollziehbar und ausführbar sein sollen, ohne in Erstarrung oder Festhalten des Erreichten zu verbleiben.

Andererseits wurde – auch von Yang Cheng Fu – die Definitionsarbeit hierbei zu grob ausgeführt, weil die Anleitungen zur Form keine genauen Übergänge beschreibt und damit innerhalb Form offen lässt, wann ein zugehöriger Bewegungsabschnitt genau beginnt bzw. endet, sowie wenig Auskunft zu Überleitungen, Einzelpositionen oder Einzelhaltungen und anderem mehr erteilt, weil jene im Detail nicht definiert wurden. (Ob dies unbeabsichtigt aufgrund der Kultur, Mentalität, bzw. Tradition und als Folge chinesischer Lehrmethoden oder aus Gründen des Schutzes der Familienüberlieferung und Geheimhaltung vor Aussenstehenden erfolgte, sei einmal dahingestellt).

Jene „Bewegungsabschnitte“ wurden auch von ihm traditionellerweise mit Namen bezeichnet, die die Bewegung und ihre Anwendungsmöglichkeiten beschreiben (sollen) – entweder mit direktem Bezug zu einer Kampftechnik, oder eben auch nur kurzgefasst allegorisch, bildhaft.
Siehe dazu auch:Warum haben die Bilder so seltsam anmutende Namen.
Beispielsweise: „Knie streifen und Stoß“, „Fersenstoß (rechts/links)“, „Fußkick (links/rechts)“, sowie „Der weiße Kranich breitet seinen Flügel aus“, „Pipa spielen (Spiele die Laute)“, „Die Nadel am Meeresgrund“ usw.

Die Schulen des Yang-Stils (des „authentischen“ der Familie Yang, als auch deren Vertreter, sprich: ebenso deren Nachfolger und unzählige „Nachahmer“) benennen also jene 37 Stellungen (Figuren) [ – sprich: die offiziellen, der Öffentlichkeit zugänglichen(!)].

In den angebotenen Formen jenes Tai Chi – Stils finden sich also diese 37 Stellungen, wobei einige öfters wiederholt werden, womit der gesamte Ablauf häufig etwa drei- bis viermal so lang ist, als würden jene ausschließlich einzeln und einmalig nacheinander geübt werden.

Manche Schulen zählen daher 80, manche 106 – es gibt die 108er-Form im Yang-Stil – manche zählen sogar 128 Stellungen der eigentlich immer gleichverwendeten Abfolge jener 37 Stellungen.

Wichtig: Wobei es eigentlich immer eine Frage der Definition bleibt, was womit bezeichnet wird und selbst gleiche Bezeichnungen Unterschiedliches bedeuten können.

Die allgemeine Problematik ist:

  1. Oft bezeichnen die „Stellungen“ dabei vollständige Bewegungsabläufe, wobei der Anfang und das Ende – je nach Lehrendem oder auch Schule – voneinander abweichen können (beim einen beginnt der Bewegungsabschnitt hier und endet dort – beim anderen gehört jene Bewegung noch zur vorangegangenen „Figur“ oder die folgende beginnt bereits früher usw.).
  2. Manchal findet man unter der Bezeichnung „Stellung“ tatsächlich sogar eine (End-)Position (eine Körperhaltung, eine Stellung) gemeint, welche es kurz einzunehmen gilt – gängige Beispiele: „Die Schöne am Webstuhl“ oder „einfache Peitsche“ – und sieht sich dann in Folge jener Anleitungen unklarer Beschreibungen und der Mischung von Bedeutungen (Stellung, Haltung, Position, Bewegung, Abschnitt, Folge, …?) völlig hilflos ausgesetzt.

Siehe dazu ebenfalls die Glossareinträge:Form, →Stil, →Übertragungsprobleme und →Chinesische Lehrmethoden.

Der Tai Chi Gung – Landessportverein in Salzburg
ist auch dazu angetreten, jenes „Chaos“ zu entwirren und durch klare Definitionen, Beschreibungen und Dokumentationen (z.B. →Bild und →Bilddokumentation) dem westlichen Menschen besseren Zugang zur chinesischen Bewegungskunst Tai Chi (Taiji) zu ermöglichen und diese „innere Kampfkunst“ auch als Sportart bei uns zu etablieren.
Dies sind große Ziele und wir hoffen auch weiterhin auf vollste Unterstützung unserer Mitglieder und Förderer, um jenes „langfristige Projekt“ Schritt für Schritt weiter umsetzen zu können.

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