Serie: 100 Meistersprüche zu Tai Chi – Teil 058

100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 58

[Lesezeit: 2min – Querverweise: 6 – Checker-Zeit: 1-2 Jahre (Schätzwerte)]

Meisterspruch 058:

„Wird die Wirbelsäule gerade gehalten, kann der ‚Geist der Lebenskraft‘ zum Scheitelpunkt steigen.“

(Transskription von Yang Cheng-Fu [Yang-Stil] nach Cheng Man-Ching [1900-1975]).


Hintergrundinfo:

Jene Aussage von Meister Cheng-Fu stammt wahrscheinlich ebenfalls aus den Überlieferungen von →Cheng Man-Ching in den USA.

„Shen“ wird oftmals auch als „Geist der Lebenskraft“ übertragen –
mehr dazu im gleichnamigen Glossareintrag mit Titel: →„Was ist mit shen gemeint“.

Der „Scheitelpunkt“ ist einer der fünf hauptsächlich in der Praxis des Tai Chi angesprochenen Energiepunkte (→Energiezentren) des Körpers und chinesisch „→Bai hui“ („das Weiße Zentrum“) benannt.

Dieses „Energiezentrum“ entspricht exakt dem im Indischen so bezeichneten „Scheitel-Chakra“ bzw. „Kronen-Chakra“, welches auch im Yoga als 7. Chakra bekannt ist. (Gesprochen: „Schakra“ Mehrzahl: „Schakren“ [Chakren]).

Körperlich: Wird der Oberkörper „aufrecht“ gehalten und dabei die „Wirbelsäule gerade“, dann kann der Energiefluß ungehindert „von oben nach unten“ bzw. „von unten nach oben“ stattfinden.

Dies ist auch der Grund dafür, dass in der Taichi-Praxis niemals(!) die Wirbelsäule „gebogen“ oder „verdreht“ wird.

Selbst wenn der Oberkörper nach unten gebeugt wird – zum Beispiel im Bild „Die Schlange kriecht nach unten“ („Hockende Peitsche“) oder bei „Tiefer Fauststoß“ – dann wird ausschließlich die Hüfte „geknickt“, die Beine gebeugt, niemals jedoch die Wirbelsäule (der Rücken) gebeugt oder „geknickt“.

Wichtig: Es gibt dabei keine Ausnahme!
Kann ein →Bild nicht ausgeführt werden, ohne die Wirbelsäule „von gerader Linie“ (zwischen Hüfte und Kopf) zu nehmen, dann ist schlicht die Ausführung falsch und es sind die Bewegungsabläufe und dazwischenliegende Einzelpositionen entsprechend zu korrigieren!

Exkurs (indische Sichtweise):
Im Yoga wird dabei von der Kundalini (-Energie) oder auch „Schlangenkraft“ gesprochen. Eine „aufsteigende Kundalini“ (welche am Scheitelpunkt – chinesisch: „bai hui“ – schließlich austritt) gilt dabei als „Vervollkommnung“ bzw. „Zustand höchster (Lebens-)Energie“.

Exkurs 2: Westliche Historie [Falls(!) es jemand wissen möchte]:
Die „Schlangenkraft“ (indisch: Kundalini) wird bei allen(!) originären Darstellungen ägyptischer Pharaonen – nicht nachgemachter Kopien! – als Kobra dargestellt, welche sich von (ziemlich) der Mitte des Kopfes, entlang des Schädels bis zur Stirn „windet“ und an der Stirn, in der typischen „Angriffs-„, bzw. „Respekt-„Haltung dieses Reptils, mit dem Kopf (manchmal auch mit geöffnetem Maul, bzw. dem „Züngeln“) aufrichtet. Jene Darstellung wird immer(!) von einem Falken begleitet, welcher entweder „der Schlange“ – sozusagen: mindestens(!) in gleicher Größe (und Kraft) – „beisteht“, oder „ein klein wenig größer danebensteht“. Manchesmal auch „über“ der Schlange steht, jene also „überragt“, manchmal sogar mit seinen Flügeln „die Schlange in Schach“ hält.
Wen es interessiert, der kann dies jederzeit anhand vorhandener Original-(!) Darstellungen überprüfen.
Von öffentlicher Archäologie wird hierzu übermittelt, dass hierbei „die Herrschaftssymbole“, „Gottheiten“, …, „Symbole für Ober- und Unterägypten“ usw. dargestellt seien.

Schlussbemerkung:
Wenn jemand nun die Geschichte von →Chang San-Feng, den „Ursprung von Tai Chi (Chuan)“, kennt und sich dabei den „Tanz“ – „den Kampf“? – zwischen der Schlange und dem Kranich (westlich: Falke?) vor Augen hält, dann lassen sich anhand der Exkurse „ganz andere Überlegungen“ anstellen, nicht wahr?

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