Serie: 100 Meistersprüche zu Tai Chi – Teil 038

100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 38


Meisterspruch 038:

Wird der Rücken gerade gehalten, fließt die Kraft auf unvergleichliche Weise.“

(Transkription nach →Yang Cheng-Fu).


Hintergrundinfo:

Jene Aussage gilt es selbstverständlich wieder als „allumfassend“ zu erkennen.

Die Analyse und Interpretation kann dann – ebenso selbstverständlich – von den unterschiedlichen „Gesichtspunkten“ bzw. (Betrachtungs-) „Standpunkten“ aus, also unter verschiedenen →Aspekten vorgenommen werden.

Beispielsweise „der körperliche Aspekt“.

[Auszug aus der Anleitung für Einsteiger]

„Die korrekte Körperhaltung in Tai Chi (Chuan).
Die Körperhaltung des Menschen in Tai Chi wird bildhaft mit einem Baum verglichen.

Diese Metapher vermittelt die Grundidee der Tai Chi – Körperhaltung. Die Wurzeln des Baumes müssen gut in der Erde verankert und ‚fest‘ sein. Nur so kann der Baum ausreichend Nährstoffe und Wasser aufnehmen sowie Witterungseinflüssen standhalten.

Ist der Baum gut verwurzelt, kann sich auch der Stamm kräftig und gesund entwickeln, wodurch die Äste, Zweige und Blätter gut austreiben und dem Licht entgegenwachsen können. Die Krone des Baumes entfaltet sich. So erhält der Baum aus der Erde Nahrung und kann vom Himmel das Licht aufnehmen.
[…]

[Körperregionen]
[…]
Der Rücken (Wirbelsäule)
Die Wirbelsäule sollte vom Steißbein bis zum Hals möglichst gerade gehalten werden, dadurch ‚entfaltet‘ sich der Rücken. Wir achten darauf, dass wir den Oberkörper weder ‚verdrehen‘ noch zu einer Seite hin neigen und versuchen den Körper ‚lotrecht‘ zu halten.“

Exkurs:
„Körper-Drehgelenk“
Jede Körperbewegung, Richtungsänderung oder Drehen des Körpers erfolgt im Tai Chi „aus der Hüfte heraus“. Der Oberkörper folgt dem Unterkörper in Einklang.
Der „Drehimpuls“ erfolgt sozusagen in der Hüfte nicht im Schulterbereich. Ein „Verdrehen“ der Wirbelsäule wird somit möglichst vermieden. Eine Richtungsänderung des Körpers wird von der Hüfte abwärts (Hüfte, Beine, Füße) eingeleitet und der Oberkörper folgt dem nahezu ohne Muskeleinsatz (anstelle, wie häufig bei „Ungeübten“ in umgekehrter Reihenfolge zu beobachten ist).
Als bildhafte Vorstellung wird hierbei im Einsteigertraining oft auch ein Blumentopf mit einer Pflanze herangezogen: Der Topf entspricht der Hüfte und den darunter liegenden Körperbereichen, der Stamm wäre die Wirbelsäule, die Zweige und Blätter entsprächen dem Oberköper mit Schultern, Armen und Händen.
Der Blumentopf mitsamt Pflanze lässt sich keinesfalls optimal drehen, indem man den Stamm verdreht oder die Äste, vielleicht sogar die Blätter, in eine Richtung zieht.

Wird jedoch der Topf gedreht oder bewegt, so folgen der Stamm und alle anderen (oberen) Teile der Pflanze sanft und ohne Beschädigungen davonzutragen.

Bzw. der „Energieaspekt“ („Chi-Aspekt“):

Geht der „Energiefluss“ „von unten nach oben“ – tritt die Energie über die →Yongquan-Punkte an Fußsohlen in den Körper ein und „fließt“ „nach oben“ und tritt über den →Bai-Hui-Punkt wieder aus, oder wird an die →Laogong-Punkte geleitet, so erfolgt dies genau dann(!) mit „größter Kraft“, sobald der Rücken (die Wirbelsäule) gerade gehalten wird.

Wichtige Anmerkung: Dies ist selbstverständlich kein(!) wissenschaftlicher Beweis, sondern eine jahrhundertelange tradierte und immer wieder persönlich gemachte Erfahrung(!) der Meister des Tai Chi! Diese Erfahrung kann jeder Tai Chi Schüler teilen (…oder nicht).

Die Quintessenz daraus bildet eben jener Meisterspruch.

Dieser Beitrag wurde unter 2. Tai Chi Gung, Geschichte & Hintergrund abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

SVGCaptcha