Glossareintrag: Peking-Form
Glossareintrag: Kurzform
Alternative Bezeichnungen: peking form, peking form taiji, beijing form, Regierungs-Form oder „Kurze Fassung“
bzw. Die 24er-Form, 24-Folgen-Form, 24-Abfolgen-Stil usw.
Unter der Peking-Form versteht man einen Tai Chi – Übungsablauf, welchen die Regierung der Volksrepublik China im Jahre 1955 / 1956 veröffentlichte. Dies ist eine – relativ – kurze („öffentliche“) Fassung welche aus dem →Yang-Stil entlehnt wurde und mit 24 Abfolgen beschrieben wird.
Die Peking-Form sollte möglichst vielen, möglichst rasch das Erlernen von Tai Chi erlauben, um hauptsächlich von den gesundheitlichen Aspekten dieser körperlichen Betätigung zu profitieren.
Entwicklung:
Mao Zedong (bzw.: Mao Tsê-tung) verbot in China die Ausübung von Qigong und die inneren Kampfkünste.
Er machte bei Tai Chi Chuan eine Ausnahme, indem er es zur Gymnastik erklärte.
Meiner Meinung nach erkannte er, bzw. seine Führungsgruppe, dass ein vollkommenes Verbot sich unmöglich umsetzen ließe und so wurde anstelle die unvermeidbaren Beschäftigung der Bevölkerung mit einer uralten Tradition zu verbieten, diese stattdessen gefördert, aber hiermit gleichzeitig die (ausschließliche) Richtung der Beschäftigung vorzugeben.
Um sicher zu gehen, dass Tai Chi Chuan auch nur als Gymnastik geübt wurde, wurde 1956 eine 108-Abfolgen-Form (Yang-Stil) auf eine 24-Abfolgen-Form gekürzt: welche letztendlich als „Peking-Form“ weltweit bekannt wurde.
Darum gilt die Peking-Form auch als „Regierungs-Form“.
Nach 20 Jahren (1976) wurde eine weitere „offizielle Taijiquan-Form“ mit 48 Abfolgen entwickelt, welche aus den vier Haupt-Familien-Stilen des Tai Chi Chuan (Yang Stil, →Chen-Stil, →Wu-Stil, →Sun-Stil) zusammengesetzt ist. (siehe dazu auch: →Lange Peking-Form).
Diese erreichte aber nie die Popularität der Peking-Form.
Seither nennt man die 24er-Form oft auch „Kurzform“ oder „kurze Fassung“.
Daneben existiert heute zusätzlich auch eine weitere „lange Peking Form“, welche aus 88 Abfolgen zusammengesetzt ist.
Die Peking-Form mit 24 Abfolgen kann als die heute am meisten verbreiteteste Tai Chi→Form angesehen werden.
Man könnte sagen: Einer der absoluten Export-Schlager aus China!
Anmerkung:
Wie bereits mehrfach beschrieben, stammen in der Praxis geübte Tai Chi Formen aus den verschiedenen Tai Chi Stilen und von verschiedensten Lehrern, in denen die Tai Chi Übungen immer etwas anders ausgeführt werden (generell aber immer nach dem gleichen Prinzip – Denn: selbst im „worst case“, also wenn ein Lehrer „kaum eine Ahnung“ von der „inneren Kampfkunst“ hat oder sogar manche Abläufe „falsch“ macht oder „falsch vorzeigt“, gelangt ein sich mühender Adept automatisch früher oder später „zur Erkenntnis seiner(!) Form“.
Selbiges gilt selbstverständlich auch für „die“ Peking-Form – Eine Peking-Form von A ist nicht gleich Peking-Form von B! (ditto für 24er-Formen)
Es gibt hierbei ebenso viele (Unter-)Varianten und „Lehren“, wie bei allen anderen Tai Chi – Formen, unabhängig von deren Länge.
Ebenso als Variante kann die 25-Bilder-Form des Tai Chi Gung – Landessportverein gesehen werden.
Registrierte Mitglieder (Aktive Vereinsmitglieder und Fördernde Mitglieder – „Förderer“ – ) finden in der Download-Datei: TI_013_Info_Form25.pdf
die Trainingsinfo Nr. 13 – Bereich: Form(en), Thema: Die 25-Bilder-Form. Eine Tabellarische Übersichtsliste der 25-Bilder-Form inkl. Kurzbeschreibungen.
Exkurs:
Eine Wahrheit ist, dass primär nicht „die Länge einer Form“ (die Anzahl der Bilder, Abläufe, Figuren) von Bedeutung ist, sondern die innere Arbeit und der dabei erzielte Fortschritt des Übenden. Man könnte also auch „nur“ mit der Peking-Form zum Tai Chi Meister werden.
Der Vorteil des Erlernen und Üben von (mehreren) unterschiedlichen „Bildern“ ist, dass unterschiedliche Bilder (Figuren) auch unterschiedliche Erfahrungsmöglichkeiten bieten und – gerade für westliche Menschen mehr Abwechslung in der Praxis bieten.
Der Nachteil dabei ist, dass „ein Mehr“ an Quantität keineswegs die Qualität steigert und man sich wieder stärker auf „körperliche Techniken“ und die Erlernung der Bewegungsabläufe konzentriert, anstelle das bereits Erlernte mit Inhalt „zu füllen“.
Buchtipp:
Die „offizielle“ Pekingform findet sich unter anderem in:
„Schattenboxen leichtgemacht“, Verlag China heute, Beijing; Neuauflage (Vierte Auflage 1992); 95 Seiten, 11,5 x 18,5 cm, Taschenbuch (Kartonumschlag, Klebebindung); ISBN: 7-5072-0262-3; Beschreibung der 24 Folgen mit 174 Bewegungsskizzen(!) inkl. einführende Erläuterungen über Entstehung, Entwicklung und Ursprung sowie Betrachtung aus medizinischer Sicht plus Nachwort zur Atmung (Atemtechnik). Zu erhalten ab 3,50 EUR bis rund 5,- EUR.
hallo
können sie mir sagen ob es ein Buch gibt wo jede einzelne Peking Form Figur erklärt wird. Ich meine damit die Bedeutung der Figur. Z.b die Wolkenhände. In der Meditation haben die Figuren doch bestimmt Hintergründe.Einige Figuren sind auch für bestimmte Körperteile gesundheitsfördernd. Z.b für die Milz oder den Magenu.s.w. Ich möchte über die Phylosophi der Peking Form besser bescheid wissen.
MfG…Melanie
Liebe Melanie,
vielen Dank für das Interesse an unserem Blog und unserer Arbeit.
Da Ihre Frage ein Thema berührt, welches für viele Interessierte wichtig ist, haben wir Ihre Frage unter den Bereich →„Ask a Sifu“ aufgenommen und auch dort behandelt.
Sie finden Ihre Antwort(en) also in dem Artikel: →Ask a Sifu: Gibt es Bücher, wo alle Bedeutungen der Figuren der Peking-Form enthalten sind?
Mit den besten Empfehlungen
websifu