(aus der Serie: Irrtümer über Tai Chi, erstmals erschienen auf mein.salzburg.com am 24. Feb 2010 um 08:46 in Fitness)
Bedauerlicherweise ist dies nicht der Fall.
Geradezu scheint der „Normalfall“ in der Bevölkerung eine flache, kurze Atmung zu sein. Immer wieder kann festgestellt werden, dass dieser „falsche“ Atemrhythmus als „Normalzustand“ angesehen wird.
Warum das so ist, erklärt sich anhand eines Zitates einer meiner Lehrer zur Schulzeit: „Man gewöhnt sich an Allem – auch am Dativ!„. Will heißen: Alles wird irgendwann einmal als „normal“ empfunden, sobald ein Vorgang lange genug und ständig wiederholt wird, auch wenn dieser noch so falsch ist.
Exkurs:
Ein Vortragender während meiner Ausbildung in der Schweiz formulierte dies noch extremer, indem er diese „Lebenshaltung“ des Menschen als „das gemütliche Elend“ bezeichnete –
Womit auch gemeint war: Alles wäre immer dann in Ordnung und bedürfe überhaupt keiner Eigeninitative, Engagement oder Bewegung, solange der aktuelle Zustand „angenehm auszuhalten“ wäre und man selbst von keinerlei Problemen betroffen ist, egal wie „schlecht“ die Lebensqualität und Lebensumstände eigentlich tatsächlich sind.(Anmerkung: Der „Leidensdruck“ wird de facto durch „Gewöhnung“ sublimiert – „Der Traum aller Verantwortlichen“ könnte man in „Zeiten der Krise“ sagen – Arbeitslosigkeit, Billiglöhne, ‚Jobs‘ statt ‚Beruf‘, „working poor“, „Heuschreckenkapitalismus“, Kürzung der Sozialleistungen, …, Einschränkung der Privatsphäre etc.pp. – „man“ gewöhnt sich „an Allem“ – ‚man‘ muss sich halt bescheiden…, aber das nur am Rande, wir schweifen ab.)
Der „urbane“ Mensch ist also schon so an seine „oberflächliche“ Atmung gewöhnt, dass er gar nicht mehr weiß, wie sich sein körperlicher Zustand ändern kann, würde dieser „nur“ einmal richtig tief und ruhig atmen.
Die Sauerstoffversorgung des Körpers hängt in erster Linie – und hauptsächlich(!) – vom Atmen ab.
Sporttaucher kennen das vielleicht: wird die Sauerstoffzufuhr vermindert, „schraubt“ der Körper seine Leistungsfähigkeit herab. Umgekehrt nutzen dies Apnoetaucher (sprich: „Tieftauchen nur mit Luftholen an der Oberfläche“) oder auch indische Yogis, indem sie bewusst ihre Herzfrequenz (Puls) „herunterfahren“ bzw. „unnötige“ Bewegungen des Körpers vermeiden, damit möglichst lange ein Zustand ohne neue Atemzüge „ausgehalten“ werden kann.
Die Leistungsfähigkeit des Körpers ist direkt mit der ausreichenden Sauerstoffversorgung (dem Atmen) verbunden.
Als anfälligstes Organ bei „Mangelerscheinungen“ kann das Gehirn betrachtet werden: Denkvorgänge werden „langsamer“, die Konzentrationsfähigkeit sinkt, Lethargie „steigt“. Die Muskeln werden bei mangelnder Atmung nicht mit ausreichend mit Sauerstoff versorgt, zuerst betroffen sind die Skelettmuskeln (Kraftlosigkeit, jede Bewegung strengt an, … man sitzt lieber), dann innere Organe (z.B.: „glatte Muskeln“, der Darm wird träge, die Verdauung „funktioniert“ nicht mehr richtig – eine allgemeine Müdigkeit und Lethargie nimmt oberhand) – bis hin zu „Herzbeschwerden“, „Krampfanfälligkeit“ oder auch „nur“: Stoffwechselprobleme – usw. usf.
Häufigst in jüngster Zeit anzutreffende „Krankheitsbilder“ älterer Menschen – vor allem bei Männern: eingeschränkte Lungenkapazität („Wasser in der Lunge“ – mit allen „Folgesymptomen“ s.o.).
Zusammengefasst: Richtiges Atmen ist keinesfalls „normal“.
Wie erlernt man aber dann am besten „Richtiges Atmen“?
Bei der Ausübung von regelmäßigem Tai Chi oder bei laufendem Qi Gong (Chi Gung) – Training: die Umstellung von der „Brustatmung“ auf die natürliche(!) tiefe „Bauchatmung“ (Atmen mit dem Zwerchfell).
Die Chinesen „wussten“ schon seit Jahrhunderten um die „Wichtigkeit“ der richtigen Atmung – gerade deshalb wird auch die Aufnahme von Chi (Qi) – der „Lebensenergie“ – mit dem Atem gleichgesetzt.
Sprich: „Besserer Atemvorgang – mehr Lebenskraft und Lebensfreude“
Im Grunde sehr simpel, oder? – Für viele scheint es aber: „Zu einfach, um wahr zu sein“ – O.k., ich verstehe: selbstverständlich es ist „gemütlicher“, dieser Ansicht zu sein, denn nur regelmäßiges Training „schafft“ die Gewohnheit (dieser Veränderung in der Lebensqualtität).
Mehr zum Tai Chi Gung – Landessportverein auch auf der Homepage: www.tai-chi-gung.at