100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 71
[Lesezeit: 5-10min (ohne Querverweise) – Querverweise: 11 – Checker-Zeit: 2-3 Jahre Tai Chi-Training (Schätzwerte)]
Meisterspruch 071:
„TAI CHI kommt aus dem Unendlichen. Es ist der Ursprung von Bewegung und Ruhe und die Mutter von yin und yang. In Bewegung handeln die beiden Kräfte getrennt voneinander, in Ruhe verschmelzen sie zur Einheit.“
Eine →Transskription aus den Taichi-Klassikern (→Taichi-Klassiker).
Hintergrundinfo:
Die Taichi-Klassiker sind eine Sammlung von Schriftstücken, welche im Rahmen der „Salt Shop Manuals“ Mitte des 19. Jh. entdeckt wurden und viele Taichi-Sprichwörter, philosophische Prinzipien des Taiji, sowie Beschreibungen zu Methoden der Praxis und Anwendung beinhalten. Mehr dazu im Glossar unter →Taichi-Klassiker.
Die erste Aussage
„TAI CHI kommt aus dem Unendlichen.“ erläutert uns Bedeutung und Herkunft.
Anmerkung: Wir haben den kosmischen Begriff „TAI CHI“ zwecks Unterscheidung von der heutigen gebräuchlichen gleichlautenden Kurzbezeichnung der darauf gründenden Körper- und Bewegungskunst „Taichi“ (bzw. „Tai Chi“) in Großbuchstaben geschrieben.
Hier ist zweifellos der kosmische Begriff gemeint. Die Folgeaussagen finden selbstverständlich ihr „Abbild“ bzw. die Umsetzung in der gleichnamigen Praxis.
„TAI CHI“ gilt als das dem Menschen als einziges, höchstes noch in der (materiellen) Welt Erkennbare. Daher wird es oft auch als „Firstbalken“ beschrieben. Schaut man in den Himmel, so erkennt der Mensch noch einen „Firstbalken“ – beispielsweise von einem Gebäude – darüber befindet sich schon der Himmel, eine „andere Dimension“, eine „andere Sphäre“, welche sich eben materiell dem Menschen nicht mehr erschließt, bzw. in seinem „tätig sein“ und seiner Körperlichkeit weder von Relevanz noch beeinflussbar ist.
„TAI CHI“ stammt also aus dem Unendlichen, folglich ist es selbst unendlich und daher auch unendlich gültig.
Es ist ein Prinzip, welchem der Mensch als auch die „→Welt der zehntausend Dinge“ untergeordnet ist und welches, automatisch und immer(!), seine Anwendung findet, ungeachtet ob dies jemanden bewusst ist, oder nicht.
„TAI CHI“ ist also das Axiom des Paradigmas und somit eine Prämisse für daraus folgende empirische Erkenntnisse.
Das „→Symbol des TAI CHI“ (chinesisch: „Tai Chi Tu“) ist eine grafische Darstellung der „Weltformel“ für die Existenz des Lebens.
So wie die mathematisch dargestellte Formel Einsteins „E=m.c²“ in lateinischen Buchstaben und arabischer Ziffer, eine bestimmte „Erkenntnis“ symbolisiert und nur von demjenigen „gelesen“ und interpretiert werden kann, welcher über Grundkenntnisse in lateinischer Schrift, Mathematik und Physik verfügt.
Allen anderen bietet jene auch nur eine, vielleicht hübsch anzusehende Zeichenfolge oder „Grafik“, ohne weiteren Sinn und Bedeutung.
Ebenso verhält es sich mit dem TAI CHI Tu – der Sinn und der Inhalt erschließt sich erst demjenigen, welcher sich mit dem Kontext befasst.
Sobald dies erfolgt ist, erkennt man, wie genial präzise und ebenso „schlicht“ jenes grafische Symbol „alles umfasst“ und „exakt auf den Punkt“ bringt.
Noch vollkommener lässt sich jenes zu vermittelnde „Weltgesetz“ gar nicht darstellen.
Alle andere sehen vielleicht nur zwei „fischförmige“ Flächen in einer abstrakten Malerei oder ein „Tribal“, welches zum Schmuck für Körperteile als Tattoo oder zur Verzierung von Gegenständen dient.
Exkurs:
„Hey Alter, du hast auch ‚Ehm-ce-quader‘ auf’m Oberarm?“ – „Yo, cool oder?“ -„Logo – Einstein rockt!“ – „Eini, Eini, Eini, yeah!“
Die zweite Aussage
erläutert den Kontext: „Es ist der Ursprung von Bewegung und Ruhe und die Mutter von yin und yang.“
Ein wichtiges Wort in der Aussage ist: „Bewegung“ –
die Grafik des „Weltgesetzes TAI CHI“ ist also ebenso in Bewegung zu betrachten, bzw. sich vorzustellen.
„Alles“ in dem Menschen erkennbaren Universum ist in Bewegung. Vor allem alles, was Leben in sich trägt.
Dies deckt sich mit der empirischen Erkenntnisgewinnung des Menschen, welche auch im alten China gepflegt wurde.
„Leben“ bedeutet vor allem „Bewegung“. „Tod“ bedeutet „Stillstand“, „Ruhe“.
Auch hier zeigt die Erfahrung: Was sich „bewegt“ ist „lebendig“, was sich „nicht mehr bewegt“, ist „leblos“, „ab-gestorben“. Selbst die kleinste Zelle in einem Organismus „bewegt sich“. Hört „die Bewegung“ auf, so ist „die Funktion“ beendet und es wird „ersetzt“, „ausgeschieden“ – bzw. „recycled“, also „woanders weiterverwendet“.
Ein nie endender Kreislauf (der Natur).
Aus „Wu Chi“ folgt „TAI CHI“.
Eine „Mutter“ gebiert „Leben“ (…nicht nur einfach: „etwas“ – Einverstanden?).
Was „geboren“ wird sind die beiden untrennbar miteinander verbundenen
Meta-Eigenschaftspaare „→yin“ und „→yang„.
Die dritte Aussage
erläutert die Folgen: „In Bewegung handeln die beiden Kräfte getrennt voneinander, in Ruhe verschmelzen sie zur Einheit.“
Kommen alle „Kräfte“ und „Energien“ zum Stillstand, endet die Bewegung und es herrscht „Ruhe“. Also „→Wu Chi“
Exkurs: In der Trainingspraxis des Tai Chi (Chuan) endet die Form (welche ja auch eine Allegorie des Lebens darstellt) mit der Grundstellung „Wu Chi“ in der Verhaltensweise →Wu Wei„.
„TAI CHI“ endet also in „Wu Chi“ (Vollständiger Ausgleich), bis erneut Bewegung erfolgt und wiederum „TAI CHI“ entsteht usw. usf.
Gedanklich lassen sich daraus nun weitere (Welt-)Gesetze ableiten und durch Erfahrung, d.h. empirisch, bestätigen:
- Das Gesetz der Einheit
- Das Gesetz der Polarität
- Das Gesetz des Ausgleiches bzw. der Harmonie
- Das Gesetz der Rhythmen
1. Das Gesetz der Einheit
Existiert „yin“ so muss es (irgendwo) „yang“ geben und umgekehrt. Keines kann ohne das andere existieren oder vorkommen. „TAI CHI“ umfasst beides, daher kann niemals ein Teil davon alleinig vorhanden sein, andernfalls es nicht „vollkommen“ oder „Leben“ wäre.
2. Das Gesetz der Polarität
Alles im Universum „enthält“ oder existiert in/mit „yin“ oder „yang“, andernfalls ja „Wu Chi“ wäre. Vom kleinsten Baustein (Atome, Quarks, …) über die menschliche Existenzebene, bis hin zu kosmischen Maßstäben – überall kann dies letztendlich festgestellt werden.
Nur zwei simplifizierende Beispiele:
Das Elektron („yang“) wird durch den „Kern“, das Positron („yin“) auf seiner Bahn gehalten. (ja ich weiß: Auch dann mehrere Elektronen, dann eben „mehr yang-Potentiale“ durch mehrere Positronen, „mehr yin-Potentiale“, einverstanden?).
„Magnetisch“ wird durch „Elektrisch“ erzeugt/ist vorhanden und umgekehrt.
Sowie „alle Mischungen daraus“, welche in China beispielsweise mit dem →yin-yang-Strichcode, bzw. den →Trigrammen „analysiert“ und überliefert wurden (siehe dort).
Allegorisch betrachtet:
„Atmung“ besteht aus „Einatmen“ und „Ausatmen“. „Atmung“ kann nur erfolgen, wenn beides beinhaltet ist, sowohl „Einatmen“ als auch „Ausatmen“. Gleichzeitig ist es eine Bedingung zum Leben.
„Einatmen“ kann also nicht ohne „Ausatmen“ existieren und umgekehrt, andernfalls das Leben („der bewegte Vorgang“) endet.
Gleichzeitig „gilt“
3. Das „Gesetz des Ausgleichs“.
Alles im Universum gleicht „Energiepotentiale“ aus.
Tritt ein Potential in den Vordergrund oder „nimmt überhand“, wird also zum „Überschusspotential“, so erscheint es, als „eilen“ (automatisch) Kräfte, „Energien des Gegenteils“ herbei und nehmen solange zu, bis der Ausgleich erzielt wurde. Alles strebt zum Ausgleich.
Ist der Ausgleich erreicht, dann „endet“ die Bewegung und es herrscht „Ruhe“.
In „der Ruhe“ findet jedoch keinerlei Bewegung oder „Leben“ statt.
…womit wiederum ein Potential langsam hervortreten muss, damit die Bewegung erneut startet und „im Wechselspiel der Kräfte“ fortgesetzt wird.
Harmonie ist also dann erreicht, wenn sich entweder die Kräfte „zum Stillstand“ kommen oder „im Wechselspiel“ sich miteinander ablösen und „als Gesamtes ausgeglichen sind“
– man betrachte dabei die Darstellung des „TAI CHI Tu“.
Hieraus ergibt sich wiederum:
4. Das Gesetz der Rhythmen
„Im Anfang ist alles eins“ („Wu Chi“), es fängt (irgendwo) Bewegung (mit „yang“) an, daraus erzwingt sich „yin“, wodurch wiederum „yang“ erzwungen wird. Ist ein „Pol“ am stärksten, beinhaltet er schon „den Kern des Gegenteils“, welcher allmählich stärker wird, bis jener wieder die stärkste Ausprägung erreicht hat und dadurch „automatisch“ schon wieder die genau gegenteilige „Kraft“ in sich trägt – usw. usf.
Dies „prägt“ einen Rhytmus der Abläufe.
Auch „das Gesamt-(System)“ selbst, eben „TAI CHI“ unterliegt einem Rhythmus: Bewegung/Leben („TAI CHI“) endet in Ruhe/Stille („Wu Chi“) bis wiederum Bewegung erfolgt.
Kurz: Das Leben ist Rhythmus.
…und dies kann „überall“ beobachtet und wahrgenommen werden.
Anregung für weitere Gedankengänge:
– „Atmung“ – „Einatmen“ / „Ausatmen“- Wo kommt das überall vor?
– Der Blutkreislauf / Der Atemkreislauf
– Lebenszyklen
– Tag und Nacht
– Schlaf und Wachsein
– Nahrungsaufnahme (Verdauung) und Ausscheidung
– Die Rotation der Erde
– Die Drehung der Erde um die Sonne
sowie auch
– Der Kreislauf des Wassers auf der Erde, oder der
– CO²- „Ausstoß“ und CO²- „Einatmung“ (…der Natur / in natürlicher Umgebung);