Serie: 100 Meistersprüche zu Tai Chi – Teil 100

100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 100

[Lesezeit: 3-5min (ohne Querverweise) – Querverweise: 6 – Checker-Zeit: 3-5 Jahre Tai Chi-Training (Schätzwerte)]

Meisterspruch 100:

„Gleichgültig ob es sich um Beugen oder Strecken, Öffnen oder Schließen handelt, höre und lasse ihnen ihren natürlichen Lauf.“

Eine →Transskription aus den →Tai-Chi-Klassikern.


Hintergrundinfo:

Egal, wie ein Bewegungsablauf innerhalb der „Gegensatzpaare“ funktioniert, achte(!) [„höre“] aufmerksam darauf und folge mit deiner Bewegung dessem, was diese bewirken/repräsentieren – also „ihrer Natur“!

Damit auch: „Gebe nichts dazu und nehme nichts [davon] weg.“ (nach →Yang Cheng-Fu).

Damit ist ebenfalls gemeint, dass keine Bewegung „übertrieben“ werden solle. Anders als bei der →Imagination, soll in der körperlichen Bewegung eben keine „Übertreibung“ stattfinden. D.h.: Bei einem Stoß soll eben nicht „nachgedrückt“ oder „mehr Kraft“ eingesetzt werden; genausowenig wie eine Beugung eines Gelenkes erhöht oder ein Strecken der Arme oder Beine verstärkt werden solle. Jede Bewegung sollte also „den natürlichen Gegebenheiten“ folgen.

Bemerkung:
Dies erarbeiten wir gemeinsam in der sogenannten „→Grundschule„. Dort werden die „natürlichen Bewegungen des Tai Chi Chuan“ am eigenen Körper ergründet, bewusst gemacht, korrigiert und ggf. neu „einstudiert“.

Exkurs:

Öffnen und Schließen

„Öffnen“ und „Schließen“ sind Begriffe „der Energiearbeit“, welche in den Beschreibungen der →Form genannt werden. Es bedarf Zeit und fortgeschrittene Praxis, bis ein Tai Chi – Praktizierender erfährt, was damit gemeint ist, denn beide Begriffe dürfen nicht physikalisch/mechanisch auf den Körper und dessen Bewegung missverstanden werden.

Vielmehr handelt es sich dabei um „Zielsetzungs- und Wirkungsbeschreibungen“ der Imagination, welche sich – ausreichend Zeit und Übung vorausgesetzt – schließlich auch in der (erweiterten) Wahrnehmung (er-)fühlen lassen.

In den Formenbeschreibungen können „Öffnen“ und „Schließen“ als Vorgaben der/zur Imagination gesehen werden, welche die energetische Ausrichtung und Anwendung definieren.

„Aufmachen“ und „Zumachen“ wären dabei völlig materialistisch, körperlich, bzw. „zu kurz gefasst“ und damit leider auch „falsch“ gesehen.

„Öffnen“ beschreibt dabei, ob es sich „ins Unendliche ausdehnen“, manchmal auch „zerstreuen“ solle.

„Schließen“ bedeutet dann, ob es sich auf ein Ziel „fokussieren“, „bündeln“, „sammeln“ – manchesmal auch: „versiegeln“ genannt – solle.

Also auch: Eine „Ausdehnung“ oder „Zusammenziehen“ im Raum, welche auf mentaler, geistiger Ebene stattfinden muss, mit der körperlichen Bewegung harmoniert und ebenso „gespürt“/“erfühlt“ werden kann.

Dieser Beitrag wurde unter 2. Tai Chi Gung, Geschichte & Hintergrund abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

SVGCaptcha