Glossareintrag: Taichi-Klassiker
bzw.
Glossareintrag: Klassische Schrift über Taichi
Glossareintrag: Salt Shop Manuals
Was sind die Taichi-Klassiker?
Angeblich wurde von den Wu-Brüdern (s.d.a.: →Wu-Stil) schon Mitte des 19. Jahrhunderts im Rahmen des Fundes der „Salt Shop Manuals„, in Peking eine Sammlung von mehreren hundert Artikeln zur chinesisches Kampfkunst des Tai Chi Ch’uan entdeckt, welche von Meistern oder Meisterschülern im Laufe der Jahrhunderte aufgezeichnet worden sind.
Jene Sammlung enthält viele Tai-Chi-Sprichwörter, darunter auch die vielfach bekannten Sprüche: „Vier Unzen lenken eintausend Pfund ab“ oder „Eine Feder kann nicht hinzugefügt werden, noch kann eine Fliege landen“.
Diese Schriftstücke behandeln alle Bereiche der „Pflege des Tai Chi“ (Tai Chi Gung), von den zugrunde liegenden philosophischen Prinzipien des Taiji bis hin zu Methoden der Praxis und Anwendung.
Jenes Wissen wurde bis Mitte der 1930er-Jahre ausschließlich von Generation zu Generation ganz oder teilweise über verschiedene Abstammungslinien (→Familien-Stile) im Verborgenen weitergegeben und Aufzeichnungen erst ab diesem Zeitpunkt nach und nach durch verschiedene →Schulen öffentlich gemacht und erlangten damit den klassischen Status.
Jene Tai Chi-Abhandlungen – Die Taichi-Klassiker, in englisch: „T’ai Chi Classics“ oder „Taijiquan Classics“ (Chinesisch: „ Taijiquan Pu“ oder „Taijiquan Jing“ [nach Pinyin!] gehörten von da an, zu einer Literatur, die von vielen Tai Chi Chi-Schulen gemeinsam als „Tai Chi-Klassiker“ (bzw. „Klassische Schrift über Taichi“) bezeichnet werden.
Zusammen dienen sie nun als maßgeblicher Leitfaden für die Entwicklung und Nutzung von Taijiquan-Fähigkeiten.
Meistens in klassischem Chinesisch geschrieben, werden sie heute hauptsächlich von ernsthaften Kampfkunstpraktikern der modernen 6 Linien (die sogenannten Haupt-Stile: Chen, Yang, Wu, Hao, Sun, Lee) verwendet, die alle ihre Linien auf den alten Stil zurückführen, den die Familie Chen und die Familie Yang ab Mitte des 19. Jahrhunderts gelehrt haben.
Wichtige ergaenzende Bemerkung:
Ein chinesisches „Buch“ der damaligen Zeit, darf man sich keinesfalls als Buch vorstellen, wie wir es heute in gedruckter und „schoen gebundener Form“ kennen – sondern es bezeichnet eigentlich eine gewisse Anzahl – eine (An-)Sammlung[!] – von einzelner[!] Schriftrollen, welche [nach Auffinden! – ebenfalls zu bedenken] mehr oder weniger zusammengehoerig [auch zu bedenken: Je nach ebenfalls noch auffindbarem Ordnungssystem] „zusammengefasst“ als „Buch“, „Abhandlung“ oder „Sammlung“ dargestellt bzw. „weitervermittelt“ werden.
Dabei berechtigte Fragen: Wie, von wem zusammengestellt? – Nach welchen Kriterien? – Gehoert das und jenes ueberhaupt dazu? – usw. usf. – Kurz: Nicht so einfach zu beantworten!
Die „Salt Shop Manuals“ sind eben genau das: Eine Sammlung / bzw. „ein Fund“ einer Anzahl einzelner Schriftrollen an einem Ort. „Themenbezogen“ ortnet man dabei einiges „dem Tai Chi“ zu.
„Die Abhandlung“ verleitet leider auch zu falscher Vorstellung (gerade im modernen Westen). Korrekterweise muesste man jedesmal sagen: „In den Schriftrollen von xy[Quelle] findet sich auch eine Abhandlung von yz [Autor, falls bekannt], zu dem Thema za [Bereich, Ordnung]“.
Exkurs:
Auch „das →I Ging“ gibt es erst seit der Neuzeit tatsächlich als Buch.In der Realitaet (war und ist es) eine „Zusammenfassung“ mehrerer Schriftrollen, welche man eindeutig 3(!) Epochen zuordnen kann. Daher wird hierbei von 3 Teilen oder 3 Abschnitten gesprochen, welche eigentlich wiederum 3 „Sammlungen“ zum gleichen Thema (aus 3 Epochen!) sind. (Alles klar?)
Tipps:
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