Serie: 100 Meistersprüche zu Tai Chi – Teil 072

100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 72

[Lesezeit: 5-10min (ohne Querverweise) – Querverweise: 8 – Checker-Zeit: 2-3 Jahre Tai Chi-Training (Schätzwerte)]

Meisterspruch 072:

„„Alle Dinge sind mit yin umhüllt und mit yang gefüllt, ihre vibrierenden Kräfte [,] ‚Chi[,]‘ vereinen sich.““““

Eine →Transskription aus den Taichi-Klassikern (→Taichi-Klassiker).


Hintergrundinfo:

Die Taichi-Klassiker sind eine Sammlung von Schriftstücken, welche im Rahmen der „Salt Shop Manuals“ Mitte des 19. Jh. entdeckt wurden und viele Taichi-Sprichwörter, philosophische Prinzipien des Taiji, sowie Beschreibungen zu Methoden der Praxis und Anwendung beinhalten.

Dieser Meisterspruch wirkt als ein „kleiner“ Satz, welcher genauso leicht „dahergesagt“, wie in Deutsch leicht „durch-„, besser „überlesen“ werden kann.

Mir ist es selbst zuvor so ergangen, ich habe einfach „drübergelesen“: „Ah, ja – passt scho!“. Erst als ich mich wirklich intensiv und konzentriert damit auseinandersetzte, erschloss sich mir Folgendes. Vor allen Dingen, weil erst die von mir nun eingefügten Beistriche, eine zusätzlich wichtige Information und weiteren Zusammenhang hervorheben.

Es wird festgestellt, dass „alle Dinge“, also das Materielle, körperlich Anfassbare, „mit →yin umhüllt“ ist.

„yin“ ist also das Formgebende.
Die „Struktur“, „der Rahmen“, „die Hülle“, „die Begrenzung“, „das Einschließende“, …, „das Kristallgitter“, „die Oberfläche“, „die Magnetwirkung“, „die Gravitation“, …, „die Zellwand“, „die Haut“, usw.

Und „alle Dinge“ sind „mit →yang gefüllt“.
„yang“ ist also das (expandierende) Formlose, welches „den Inhalt“ (eines „Dinges“) darstellt.
„yang“ steht für die summierten und innerhalb eines (physikalischen) Körpers mittels „yin“ eingefassten „Energiepotentiale“, den mittels „yin“ zusammengehaltenen „Kraftwirkungen“, welche ohne Begrenzung (endlos) expandieren, also „verpuffen“ würden.

Also: „Der Gasdruck (in einem Ballon, Behälter)“, „die Zentripedale Kraft jeder rotierenden Masse und Masseteilchen“, „der Impuls jeder bewegten Masse (die Masseträgheit)“, …, „die elektrische Energie in einem Leiter“, …, „die Expansion im Vakuum des Weltalls?“, „die Bewegung des Lichts, bzw. jeder Strahlung“, welche wiederum nur von yin-Elementen (wie z.B.: Spiegel, Masse, Gravitation, ’schwarzes Loch‘) abgelenkt, gespiegelt oder absorbiert werden können, …, „der Zelldruck“, usw.

Erinnern wir uns bitte an die „Weltformel“ →TAI CHI, dargestellt im „Tai Chi Tu“ (…dem profan übertragen, so genanntem „yin-yang-Symbol“) und damit einhergehenden Schlussfolgerungen: Dem Gesetz der Polarität, des Ausgleichs, der Harmonie usw.

Ein „Ding“, eine materielle Substanz, ein physikalischer Körper, kann also nur dann existieren, wenn sowohl „yin“ als auch „yang“ beinhaltet ist – andernfalls er eben nicht existent sein würde.

Ebenso gilt zu bedenken, das „TAI CHI“, das „höchste dem Menschen Begreifbare“ bedeutet. Es wäre keine „vollkommene“ Darstellung einer „Weltformel“, wenn diese nicht selbst „dessen Aussage“ und Bedeutung folgen würde.
Das heisst, es gilt ebenso „oben“ wie „unten“. Es stellt also ebenso „atomare Beziehungen“, also zugleich „das kleinste(!) dem Menschen Begreifbare“ dar.

Anmerkung:
Mit „Höchstes dem Menschen erkennbare“ ist nicht nur „der Blick nach oben“ und „Höhe“ oder „Größe“ gemeint, sondern ebenso „der Blick nach unten“ und was dem Menschen dann als „winzigstes Detail“ – eben „gerade noch“ – letztendlich(!) – „höchstens“ erkennbar ist.

„TAI CHI“ ist also – zugleich – eine Weltsicht, welche anders als die aus dem antiken Griechenland vom Philosophen DEMOKRIT (460-371 v. Chr.) überlieferte Anschauung fester(!) kleinster unteilbarer Einheiten, den Atomen, ausgeht, sondern von empirisch erfassbaren „Potentialen“, welche unter den Allegorien „yin“ bzw. „yang“ zusammengefasst werden können.

Exkurs:
Erstaunlicherweise hat die aktuelle wissenschaftliche Welt in den letzten Jahrzehnten, im vergangenen Jahrhundert, immer wieder festgestellt, dass es keine(!) „feste, kleinste unteilbare Einheit der Materie“ gibt, sondern letztendlich nur(!) „Potentiale“ messbar, erkennbar, teilbar, feststellbar sind.
Angefangen mit dem Atommodel von NIELS BOHR (1885-1913), welcher den Nobelpreis für Physik im Jahr 1922, Zitat: „für seine Verdienste um die Erforschung der Struktur der Atome und der von ihnen ausgehenden Strahlung“ erhielt, – kurz „in unseren Worten“ gesagt also: Die Wirkung von „yin“ und „yang“. Bis hin zu den heutigen Forschungsergebnissen, Hypothesen und Theorien über „Quarks“ (kurz: „Energiepotentiale als Punkte“) oder „Strings“ (kurz: „Energiepotientiale als Vektoren“), scheint sich zu bestätigen, das TAI CHI, welches vor Jahrtausenden(!) festgehalten und von den Chinesen überliefert wurde, ein probates Modell der Realität liefert.

Möglicherweise sollten sich aktuell Forschende ebenfalls mehr mit „TAI CHI“ auseinandersetzen und vielleicht sogar „Tai Chi Chuan“ praktiziern, um „altes Wissen“ wieder zu entdecken und Gutes für die eigene Gesundheit und Wohlbefinden zu erreichen?

Im Nebensatz dieses Meisterspruches findet sich als Fazit und „Definition des Lebens“:
„ihre vibrierenden Kräfte [,DAS] ‚Chi[,]‘ vereinen sich.“

Anders formuliert:
„Vereinen sich yin und yang in Bewegung und verbleiben darin selbst in Bewegung (‚vibrierende Kräfte‘), dann erst bildet sich daraus das uns unter dem Namen ‚→Chi‚ überlieferte Kraft- und Energiephänomen – die Lebenskraft.“

Die ultimative Konklusion:
„Chi“ entsteht – immer(!) – dann automatisch, zwangsweise, sobald jene Vorbedingungen erfüllt sind.
Daraus schliesst sich wiederum: Da jene Vorbedingungen ja zur Entstehung und „Materialisierung“ des Universums gegeben sein müssen, andernfalls es ja nicht exist wäre, ist „alles“ als auch „jedes lebende System“ mit Chi erfüllt. „Chi“ entsteht quasi als „Nebenprodukt“ permanent und unbegrenzt im stetigen Wandel der Bewegung von yin und yang (…und nur dort!).

Endet „die harmonische Wandelbewegung“ in einem somit „belebtem“ System, folgt der „Stillstand“, dann tritt der Tod ein.

Also: Leben IST Bewegung!

Abschließend wichtige Bemerkung:
Willst Du oder benötigst Du mehr Lebenskraft, „Energie“ und willst Du Deine Vitalität bis ins hohe Alter beibehalten, dann sorge dafür, dass die Bedingungen von „TAI CHI“ in Deinem Leben (Körper, Geist und Seele) optimal erfüllt sind und „in Bewegung“ bleiben. Dies erreichst Du wiederum am einfachsten, indem Du dem gleichnamigen Praktikum „→Tai Chi Gung“ (Taichi, Taiji, Tai Chi Chuan, Taijiquan, …) regelmäßig, kontinuierlich, aber ohne Obsession (= „→Kung Fu„) folgst.

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