Was bedeutet shen ming?

Glossareintrag: shen ming

„Shen“ entspricht dem Bewusstsein des Menschen (s.d.a.: Glossareintrag →shen).

Exkurs: Leider wird dies oft bei Übertragungen aus dem Chinesischen für aktuelle Abhandlungen zu Tai Chi mit „→Yi„, der „Bewegungsabsicht“ gleichgesetzt und führt daher zu Verwirrungen. Es ist jedoch wichtig, die Unterscheidung zu beachten: „shen“ = Bewusstsein/Bewusstheit (allgemein); „Yi“ = „Bewegungsabsicht“ („Willensimpuls“, der natuerlich dem shen entspringt).

Im Taoismus (bzw. →Daoismus – siehe dort) beschreibt „shen ming“ einen gottähnlichen Zustand, den man sich als spirituell erleuchtet vorstellen kann – wie im Falle der taoistischen Unsterblichkeit. Dort – im Taoismus – werden ebenfalls Ebenen der Unsterblichkeit genannt, welche spirituell sogar noch höher bewertet werden, als die Ebenen der Göttlichkeit.

Exkurs: Im (alten) China, ähnlich wie auch im japanischen Shintoismus, gelten „Götter“ als zwar dem Menschen höhergestellte Wesenheiten (in etwa, ganz grob, den griechischen Gottheiten vergleichbar), aber stellen noch nicht „die höchste Instanz“ oder „höchste Ebene spiritueller Entwicklung“ dar, sondern es gibt „darüber“ noch (verschiedene) Ebenen der Unsterblichkeit.

Im Taichi Chuan (Taiji Quan) hat der Begriff „shen ming“ die selbe Wertigkeit wie im taoistischen Sprachgebrauch.
Darüber hinaus schließt dieser eine geistige Verfassung, sowie eine „Geisteshaltung“ ein, mit welcher der Taichianer die Bedingungen der „äußeren Welt“ sensibel wahrnehmen kann.

Deshalb kann man „shen ming“ im Rahmen des Tai Chi (Chuan) etwa mit „diamantklarem Geist“, sowie ebenfalls mit: „spiritueller Klarheit“ (im Taoismis mit: „spritiueller Erleuchtung“) gleichsetzen.

Der Zustand des „shen ming“ tritt ein, sobald durch fortgesetzte Übung „→chin“ („die wesentliche Energie und innere Kraft“) bewusst(!) beherrscht wird. Dies geht sozusagen „Hand in Hand“ einher, mit der sinnlichen, mentalen und energetischen Sensibilisierung.

Die ersten Schritte dazu, zeigen sich in einer „erhöhten Sensitivität“ im physischen Bereich.

Wichtig: Das ist mit der Sensibilisierung gemeint – nicht zum „Sensibelchen“ zu mutieren! Erhöhte Empfindsamkeit, nicht Empfindlichkeit!

Also einer „gesteigerten Wahrnehmung“ für den eigenen Körper, seinem aktuellen Zustand, sowie der Umwelt (dem Umfeld), in welcher man sich (der eigene Körper) gerade befindet. Welche sich zuerst am/im eigenen Körper zeigt und dann in/für die Umgebung, oder umgekehrt, manchmal auch „zugleich“ [es spielt keine Rolle].

Dem folgen die Wahrnehmung „neuer“ – besser gesagt: meist „vergessener“/“bisher misachteter“ – Sinneseindrücke: „Distanzwahrnehmung“, „Raumwahrnehmung“, „Körperlage-Wahrnehmung“, „Körperkraft-Wahrnehmung“ usw. – also die bewusste Wahrnehmung und der Einsatz der → Propriozeption.

Welches wiederum ermöglicht, die „Verbindung“ und die „Verschränkung“ von Körper, Geist und Seele zu erkennen. Emotionen von „Empfindungen“ zu unterscheiden, die „Wirkungskreisläufe“ zu beachten und bewusst zu steuern.

Hinweis: Ein ebenfalls sehr, sehr komplexes Thema – hier nur sozusagen der Themenkomplex erwähnt und nicht ausgeführt.

Nebeneffekt: „Gelassenheit“ in jeder „inneren“ und „äußeren“ Situation.
Sowie: „Verstehen“ und dann „Anwenden“ der „→Meditiation in Bewegung“
(…Aha-Effekt!).

Das Ziel, man könnte sagen eine (weitere) Meisterschaft, ergäbe sich dann in – Zitat aus der taoistischen Literatur:

„yang erreicht yin, Wasser und Feuer werden gleich und Kien und Kun verbinden sich zu Zinnober.  Damit nährst Du das Göttliche in Dir selbst.“

Analysemöglichkeiten mit Glossareinträgen:

  • yang
  • yin
  • – Kien (bzw. Ki-en/Chi-en) [„Himmel“] und Kun [„Erde“]  in →Trigramme
  • – Zinnober [„die Quintessenz“]: „Zinnoberfeld“ = →Dan Tien!

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