Zufällig gesehen: Sinn- und Unsinn am Buchmarkt
Vergangenen Freitag begab ich mich im Einkaufszentrum in das Geschäft einer Buchhandelskette.
Da ein wenig Zeit übrig war, schlenderte ich zum Regal, wo in einer Reihe, wie ich wusste, nebst „Esoterik“ – wo würde man sonst suchen? – „Yoga“, neu darüber: Ein ganzes Fach gefüllt mit Büchern über „Achtsamkeit“ (wow – da toben sich die Leute aus, oder?), „Meditation“, „Qi Gong“ und manchmal „→Tai Chi“ (ohne eigene Rubrik) zu finden war.
Ich wollte einfach mal schauen, was es Neues über →Tai Chi zu lesen gab. Nach näherem Betrachten der Buchrücken fand sich schließlich ein einziges Paperpack-Exemplar mit Titel „Tai Chi“.
Das Titelbild zeigte eine westliche Frau mit steif gestreckten Armen und irgendwie „undefinierbarer“, „offener“ Schritthaltung, womit nach eingehender Betrachtung das →Bild „einfache Peitsche“ dargestellt sein sollte. Auf der Rückseite waren zwei →Yoga(!!!)-Dehnungsübungen abgebildet – „Hä? – Wieso?“
Na ja, man solle ein Buch ja nicht nach seinem Einband bewerten, rasch blätterte ich: „Aha – →24er-Form – interessant“. Die Grafiken entsprechen 1:1 dem Original aus dem China heute-Verlag von 1992, „schattenboxen leichtgemacht“ [Ablaufdarstellungen der Einzelzeichnungen ein wenig anders geteilt/gegliedert].
Die Einleitung überflogen: „Ein wenig seicht, die Darstellung der →Stile – Stilübersicht – könnte von mir ‚abgekupfert‘ sein (natürlich leicht modifiziert).“
Dann blieb ich bei den Darstellungen zweier Handhaltungen stecken: Eine Tai Chi – Faust und daneben die Abbildung einer „Blütenhand“ (nochmal: Hä?) – Ach so: Das soll die (Alternativ-)Bezeichnung einer „→Hakenhand“ sein? – Na klar, man verdrängt/verschweigt die Kampfkunst! – Was sagt man dann bei der Anwendung: „Die Blüte wächst nach oben?“ – „…öffnet sich und dann ’staubts‘?“ – Was wäre dann bei einem „→Schlag„, „→Block“ oder „→Stoß„? – ein „Tätscheln“ oder „Streicheln“ der Luft?
Nun gut, jetzt wollte ich nur noch wissen, wer wieder mal „weichgespültes“ Tai Chi verbreitet und suchte nach dem Impressum. Dies fand sich auf den vorletzten Seiten – nicht vorn und auch nicht am Schluss, sondern vor der mehrseitigen Verlagswerbung für andere Bücher (aus Esoterik, Yoga und Gesundheit).
Das Copyright stammt aus dem Jahr 2017, ein Porträt zeigt den Verfasser, lt. Angabe ein deutscher Heilpraktiker und Qi Gong-Lehrer, welcher – außer mit dieser dieser Abbildung – nirgends(!) im Buch auch nur bei einer einzigen „Tai Chi-Übung“ oder -Bild zu sehen war (soweit ich beim Blättern sehen konnte).
Weiterer Kommentar überflüssig!
Ich habe jedenfalls beschlossen, beim nächsten Besuch beim Buchhändler einmal in den Themengruppen Sport (Kampfsport), Bewegung oder Fitness nachzusehen, ob sich vielleicht dort „vernünftige“ Tai Chi – Bücher finden lassen.
Und:
Liebe Verlage, falls Ihr einmal „richtiges Tai Chi (Gung)“ herausbringen wollt, wendet Euch vertrauensvoll an mich! – Schaut Euch einfach mal hier im Taichianer-Forum ein wenig um!
Euer Gottfried