Eine Wende in Tai Chi

Glossareintrag: Wende

Als Wende wird eine Körperdrehung um (meistens) 180° bezeichnet, womit die folgende Bewegungsrichtung und der weitere Ablauf einer →Form in entgegengesetzte →Richtung des bisherigen Ablaufes fortgesetzt wird.

Beispiel: Verläuft die Form zuerst in einer Bahn (Blick-)Richtung Osten, läutet eine Wende den Beginn des weiteren Verlaufs in Richtung Westen ein.

Eine Wende in Tai Chi kann auf verschiedene Art und weise ausgeführt werden:

  • Als Kombination von Überleitungsbewegungen zur Einleitung eines (Bogen-)Schritts,
    zB.: „Drehen nach rechts“ gefolgt von „Ball halten rechts“ (5-Bilder-Form);
  • Im Stand (ohne Schritt), zum Beispiel in der Peking-Form (→24er-Form): „Wende vom →Bogenschritt rechts zum Bogenschritt links“ (ca. 170°);
  • Mit Hilfe eines „Diagonalschrittes“: Ein Bogenschritt, welcher durch einen →Halbschritt „um 180° zur gleichen Körperseite“ eingeleitet wird (zB.: →37er-Form);
  • Oder als „Drehung“ (= Sonderform der Wende, ebenfalls: 37er-Form);

Das Kennzeichen

jeder Wende ist, dass diese immer(!) mit einer Drehung des Fußes des am Kurvenradius außen befindlichen Beines begonnen wird. D.h.: Eine Wende nach rechts beginnt mit der Drehung des linken Fußes (Drehpunkt ist die Ferse), wobei das ganze Bein und eine Gewichtsverlagerung beteiligt ist. Eine Wende nach links startet somit am rechten Bein (Bewegung des rechten Fußes).

Anmerkung:

Hierin zeigt sich wiederum die Genialität und Effektivität des Trainings und der Bewegungen von Tai Chi: Jede Bewegung erfolgt von der Taille (dem →Dan Tien, „der Hüfte“) aus. Eine Wende beginnt mit der Veränderung der Fußstellung, welche folgerichtig mit einer Bewegung des gesamten(!) Beines einhergeht. Wenn man dabei also die Fußspitze um beispielsweise 90° auf der Ferse dreht, erfolgt dies durch Drehung des gesamten Beines.

Die jahrelange Trainingspraxis und damit Erfahrung mit vielen Trainierenden in unserem Verein lässt mich folgende Schlüsse ziehen: Knieprobleme und „Belastungserscheinungen“ im Kniebereich entstehen in den allermeisten Fällen durch falsche Bewegungsabläufe (sofern nicht eine Verletzung durch äußere Einwirkung vorliegt). „Drehungen“ und „Wenden“ werden dabei im Alltag, beim Gehen und Laufen, meistens durch „Verdrehen des Kniegelenkes“, anstelle durch „Drehen des Fußes, gemeinsam mit dem betreffenden Bein“ durchgeführt. Dies führt auf Dauer zu Abnützungserscheinungen und stetiger „Überbelastung“ des Kniegelenkes. Richtig durchgeführte „Wenden“ in Tai Chi, belasten kein Knie!

Wird dieser (neue) Bewegungsablauf ständig geübt und geht damit schließlich „in Fleisch und Blut“ über, wird dieser selbstverständlich auch (meist unbewusst) im Alltag verwendet.
Die Belastung der Knie „lässt nach“ und die Beschwerden ebenfalls.

Wichtig: Dies ist keine Therapieempfehlung und ersetzt keinesfalls ärztliche Betreuung, falls ein physiologisches Problem vorliegt – aber es soll damit eindeutig gesagt sein, dass mit der „richtigen Bewegung“ erneute und zusätzliche Kniebelastungen vermieden werden!

Als Ergänzung sei mir erlaubt, Folgendes zu sagen:
Nachdem wir im Verein in den vergangenen Jahren und bis heute, auch etliche ehemalige Fußballspieler, Handballer, Volleyballer oder sonstige ehemalige(!) Ballsportspieler betreuten, welche mit Tai Chi eine neue sportliche Betätigung suchten, nachdem sie „ihre alte Sportart“ wegen Knie-, Hüft- oder Rückenproblemen nicht mehr ausüben können, stellt sich mir schon die Frage: Warum lehrt man dort nicht endlich auch einmal, wie man richtig steht, geht, läuft und sich wendet, um mögliche Schädigungen und (Über-)Belastungen der (Knie-)Gelenke zu vermeiden?

Eigentlich sollte dies ebenfalls in jede „Grundausbildung“ jener Sportarten aufgenommen werden und sich nicht auf Ausdauer, Schnelligkeit oder Training von Spielzügen beschränken.

Zumindest im Schulsport, sollten jene Informationen und zugehöriges „Körpertraining“ verpflichtend sein, oder nicht?

Abschließend wichtig:

Eine Wende gilt ebenfalls als →Überleitungsbewegung und ist kein eigenständiges →Bild, kann aber auch „in“ einem Bild zur Anwendung gelangen.

Tipps:

  • Weitere Fragen und Antworten zu Tai Chi Gung finden sich auf der Seite: →Ask a Sifu
  • Weitere Begriffserklärungen zu Stichwörtern von A bis Z findet man(n)/frau im alphabetisch sortierten →Glossar-Index —
  • Unterstütze die Vereinstätigkeit als Fördermitglied und genieße alle Vorteile, unter anderem den Fernlehrgang:
    Fernlehrgang im eLearning (Inhalte und Vorteile)
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