Serie: 100 Meistersprüche zu Tai Chi – Teil 095

100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 95

[Lesezeit: 1-3min (ohne Querverweise) – Querverweise: 6 – Checker-Zeit: 2-3 Jahre Tai Chi-Training (Schätzwerte)]

Meisterspruch 095:

„Das Speichern der Energie gleicht dem Spannen eines Bogens. Das Ausstoßen der Energie ist wie das Losschnellen eines Pfeils. Suche die Gerade in der Kurve. Erst die Energie speichern, dann ausstoßen.“

Eine →Transskription aus den →Tai-Chi-Klassikern.
(Klassische Abhandlung „Zum Verständnis der 13 Bewegungsarten“)


Hintergrundinfo:

Selbsterklärend, oder?
Na gut, etwas zu: „Die Kurve“ führt erst „geradewegs“ zum Ziel.

Sprich: „Nicht einfach nur bewegen“ oder „schlagen“ oder „reagieren“, sondern immer(!) zuerst die Energie(!).
– Also sozusagen „die Energiekurve nehmen/beschreiten“ – Entsprechend der (Ablauf-)Paare:
– a.) „speichern“ – „ausstoßen“ oder
– b.) „aufnehmen“ – „zurückleiten“ oder
– c.) „annehmen“ – „umleiten“ / „ableiten“ usw. usf.

Nochmals anders formuliert: „Energiearbeit vor Körperarbeit“.

Die „hohe“ Kunst des Tai Chi (Chuan) besteht darin, mit den „Energien“ umgehen zu können. Besagte „Kurve“ findet sich „im Denken“ und „Verhalten“ eines Meisters.

Der „gerade Weg“ wäre die bloße Reaktion auf die rein physischen Abläufe und Situation – wie eben in Formen der „äußeren Kampfkünste“:
Der Angreifer macht einen Fauststoß, dieser wird mit der Hand, dem Arm, dem Fuß, usw. – was auch immer an körperlichen Möglichkeiten vorhanden ist – geblockt/abgewehrt/umgelenkt. Fertig!
(Na ja: Zumindest in der Theorie jener Schulen, blaue Flecken/“Hämatome“ inklusive – egal, denn: „Nur die Harten kommen durch“, „Wenn Du’s nicht verträgst, dann musst Du Dich eben mehr abhärten“, usw. usf.).

Hier „die Kurve nehmen“ bedeutet: Die „Energie“ UND den körperlichen →Aspekt des Angriffs zu „hören“, „verstehen“ und „abzuwehren“ – Also: „→Die Dreiheit der Kampffähigkeit“ zu beherrschen und anzuwenden.

Wie sonst wäre es möglich, dass beispielsweise ein 80jähriger Meister mit Ruhe und Gelassenheit, einen 25jährigen „Jungspund“, strotzend an (Körper-)Kraft, Fitness und Agilität, „mit Leichtigkeit“ „auf die Bretter legt“?

…weil er jenem körperlich überlegen wäre?

…weil er mindestens 55 Jahre lang mit der bloßen Hand auf ein Lapacho-Holzbalken geschlagen und täglich mit dem Kopf gegen eine Steinmauer gerannt, sowie mit Schienbeinen gegen Bambusrohre getreten hat, um sich „abzuhärten“?

B u l l s h i t !!!

Als erstes erfordert dies eine Änderung und Ersetzen der Denkmuster:

  • Qualität vs. Quantität
  • Effizienz vs. Schnelligkeit
  • Effektivität vs. (körperliche) Stärke;

Als zweites, die Kenntnis gebildet aus Erfahrung, dass neben dem körperlichen Aspekt weitere Aspekte die Grundlage und das „Verhalten“ allen Lebens darstellen (eben: →TAI CHI sowie →Tai Chi).

Und drittens die Weisheit (= Anwendung/Nutzen dieser Kenntnisse/Erfahrungen): Dass beispielsweise selten „der (scheinbar) gerade Weg“ zum Ziel führt.

Und „plötzlich“ besiegt das Sanfte das Starke, das Weiche das Harte, eine „Kleinigkeit“ das „Große“, „Das Gewicht einer (Vogel-)Feder die Tausend Unzen (an einem Waagbalken)“, usw. usf.

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