Ambiguität ist das Fremdwort für „Mehrdeutigkeit“.
Es gibt hierzu einen sehr schönen Artikel in der „freien Enzyklopädie“ Wikipedia
(Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Ambiguit%C3%A4t ).
Leider wird dort nur in einem Nebensatz erwähnt, dass Mehrdeutigkeit vor allem ein Charakteristikum von sprachlichen Zeichen sei und somit beispielsweise in Folge völlig ignoriert, dass auch chinesische Schriftsymbole – per se – mehrdeutig verwendet werden und daher nicht nur ambivalent, sondern meist eben mehrdeutig interpretiert werden können.
Sehr schade!
Da wir uns mit dem Tai Chi Gung – Landessportverein in Salzburg es auch zur Aufgabe gemacht haben, Aufklärungsarbeit in und rund um das Thema Tai Chi, sowie dessen Herkunft und Bedeutung durchzuführen, haben wir schon des öfteren darauf hingewiesen, dass alle ursprünglich aus dem Chinesischen stammenden Begriffe, Bezeichnungen und Übertragungen, eben NICHT immer so einfach – eindeutig(!) – interpretierbar und übersetzbar sind.
Siehe dazu auch: →Übertragungsprobleme
Es ist daher zum Verständnis der chinesischen Kampf- und Bewegungskunst mit – übertragenem(!) – Namen Tai Chi Chuan, einfach wichtig zu wissen, dass dies eben so ist und alle chinesischen (Schrift-)Symbole mehrdeutig sind und Kombinationen davon (Wörter, Sätze) noch weitere Ambiguität erzeugen, anstelle diese zu vermindern.
Daher hilft es auch nichts, sich bloß darüber zu streiten, ob eine Übertragung in Lateinische Buchstaben besser mit Pinyin– oder nach Wade-Giles-System erfolgen soll, wenn dabei die ursprüngliche Ambiguität der Schriftsymbole völlig vernachlässigt wird.
Erst die Beschäftigung mit dem Vergleich jener Interpretationen – welche diese nun mal sind – ermöglicht weitere Erkenntnisse und ein tieferes Verständnis.
Dann zeigt sich auch, dass mit „TAI CHI“, „Tai Chi“, „Taiji“, „T’ai Ch’i“, … usw. usf. manchmal das gleiche, häufig das selbe und manchesmal aber etwas völlig anderes von den jeweiligen Autoren gemeint ist.
Exkurs:
Ebenso empfehlen wir jedem Genießer und Studierenden der chinesischen Philosophien, egal ob „I Ging“, „Taoismus“, „djang-Buddhismus“ (sprich: „Zen-Buddhismus“) oder (deutsche!) Literatur des Konfuzius, jene als eine(!) Interpretation des jeweiligen Verfassers zu betrachten und nicht gleich in die Kategorie „DAS Werk“ zu schubladieren, solange man nicht selbst dazu in der Lage (oder Willens) ist, die Urtexte in chinesischen Schriftsymbolen zu lesen und die darin (automatisch – s.o. Ambigiutät) enthaltene Mehrdeutigkeit nach und nach selbst zu ergründen.
Beispiele:
Chinesisches Schriftzeichen | Übertragung in lateinische Buchstaben | mögliche Übersetzung, Bedeutung, Interpretation |
Tai T’ai |
groß, bedeutend, hochstehend, markant, mächtig, hervorstehend, aufrecht stehend „der aufrechte Mensch“ |
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Chi Ch’i (Wade-Giles) Qi (nach Pinyin) |
(Lebens-)Hauch, Atem, Odem; Kraft, Energie,Kraft in (jeglicher)Bewegung (des Lebens); indisch: „Prana“ keltisch: „Od“ |
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ji (gi) |
Werkzeug, Anwendung, Methode (im Sinne einer Ausführungsart), auch: sanft, passend, anpassend, geeignet und: „wie Wasser“ |
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Chuan Quan (nach Pinyin) |
gesprochen: „tschu-an“; unter anderem: Weg oder Handlung, Kunst(-form), „Lebensinhalt“; ebenfalls: „Methode“ im Sinne einer bestimmten „Ausführungsart“ sowie: „Quelle des“ bzw. „Inspiration für“ |
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Gung Gong (nach Pinyin) ebenso: Kung, Kong, etc. |
„die Pflege von (etwas)“ „das Bemühen um (etwas)“ „die Arbeit an (etwas)“ „das Streben nach (etwas)“ |
Bei Beschäftigung damit, erkennt man:
- Die Übertragung der (Bild-)Symbole in lateinische Buchstaben schränkt den Inhalt schon ein. (Es heisst doch auch: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“)
- Unterschiedliche Übertragungen können(!) von Fall zu Fall den ursprünglichen Sinngehalt völlig verfälschen. Beispiel: „Chi“ oder „Qi“ im Gegensatz zu „ji“ (bzw. manchmal auch: „gi“) – alles gesprochen: „tschi“.
- Eine Übersetzung schließlich, schränkt die ursprüngliche Bedeutung noch mehr ein.
Vor allem dann, wenn es im verwendeten Sprachraum den zu übersetzenden Begriff in ähnlicher Bedeutung gar nicht gibt!
Eben auch: „Tai“, „Chi“, „Gong“(„Kung“) …oder „Prana“, etc.
[Anmerkung: Oder manchmal eben auch: nicht mehr(!) gibt, wie z.B. „Od“]
- Je mehr Übertragungsvorgänge dazwischen liegen, desto mehr Fehler können sich anhäufen. Zum Beispiel: Eine chinesische Vorlage wird in das Englische (Amerikanische) übersetzt und diese dient wiederum als Grundlage für eine deutsche Ausgabe. Ist in letzterer tatsächlich das gemeint, was der Ursprung zu übermitteln versuchte?
Exkurs:
Eine „Rückübertragung“ von Pinyin-Buchstabenfolgen oder Wade-Giles-Wörtern in chinesische Schriftsymbole („Buchstaben“) erklärt dann nicht automatisch die ursprüngliche Verwendung und deren Zusammenhänge!
Das heißt:
Jede Übersetzung symbolbasierender Schriftstücke bedeutet automatisch eine Verminderung der Ambiguität und des hiermit verbundenen ursprünglichen (Symbol-)Gehaltes und führt damit auch – wortwörtlich – zum Verlust an Bedeutung.
Eine Übersetzung chinesischer Schriftzeichen erscheint (nur) daher „eindeutig“, weil sie durch die Bearbeitung der daran Beteiligten in deren Sinne und Verständnis eben so, wie von jenen ausgeführt, interpretiert wurde!
Manchesmal ergibt sich allein schon aus der Kenntnis dieser Ambiguität, sowie der Anerkennung des Vorhandenseins von Übertragungsproblemen, die Möglichkeit der Sicht neuer Zusammenhänge.
Es entstehen hieraus eigene, neue Gedankengänge, welche es erlauben, fortgesetzte Texte gleicher Thematik anhand des Vergleichs verschiedener Quellen, für sich selbst zu verifizieren oder auch zu falsifizieren.
Sprich: Man merkt plötzlich selbst, ob ein Schreiber (besser: „Übersetzer“) „sinngemäß richtig“ vorgegangen ist oder eben Verwechslungen unterliegt, oder sogar Zusammenhänge herbeiführt, welche nicht existieren (können), oder einfach nur versucht, jemanden ein „X“ für ein „U“ vorzumachen, da er selbst nicht „fitt“ in der Materie ist.
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Tipps:
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